Kirchturm und Minarett

Katharinenkloster Sinai - Minarett neben KirchturmDieses Bild stammt aus Ägypten. Zu sehen ist der Kirchturm des griechisch-orthodoxen Katharinenklosters auf der Halbinsel Sinai und gleich dahinter das Minarett der unmittelbar neben dem Kloster steheden Moschee. Über 90% der Ägypter bekennen sich zum sunnitischen Islam und gerade mal 6 bis maximal 10% der Ägyptischen Bevölkerung ist christichen Glaubens (vor allem koptisch-orthodoxe Christen).

Bringt es uns nicht weiter, wenn wir uns bei der aktuellen Debatte über Minarette in der Schweiz solche Bilder vor Augen führen würden? Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir den Kontakt zu offenen, liberalen und toleranten Menschen islamischen Glaubens suchen würden? So könnte man zusammen, Moslems und Christen gemeinsam gegen Fanantismus, Extremismus, Verallgemeinerungen und Intoleranz vorgehen. So könnten wir – wenn wir es denn wirklich wollen – einen Dialog über Menschenrechte, Grundrechte und Frauenrechte führen. Wir könnten vergleichen, wie die jeweiligen Religionen und die dazugehörenden Kulturen mit solchen Fragen umgehen. Wir könnten über vorhandene Ängste sprechen, Unwissenheit aufklären und Gemeinsamkeiten entdecken.

Verbote und Repressionen dienen nur Extremisten und Fanatikern auf beiden Seiten des Geschehens. Interesse, Offenheit und Toleranz fördert hingegeben das Zusammenkommen und das Finden von Gemeinsamkeiten. Dies ist anspruchsvoll, vielleicht sogar anstrengend. Und trotzdem ist es die einzige Möglichkeit im Zuge unserer gesellschafltichen Entwicklung Vertrauen und Frieden zu Andersgläubigen und Menschen aus anderen Kulturkreisen zu erhalten und zu fördern. Auf diesem Fundament ist es möglich, über Differenzen zu diskutieren, gegenseitige Forderungen und Erwartungen zu formulieren und nicht wünschenswerten Entwicklungen entgegen zu treten.

Ich hoffe, dass ein Umdenken stattfindet und die beschriebenen Werte wieder mehr gewichtet werden. Nicht um die Leute politisch auf die linke oder rechte Seite zu locken, auch nicht um konservative oder liberale Werte zu fördern. Nein, einfach aus der Überzeugung heraus, dass Dialog, Offenheit und Toleranz die besten Mittel für Frieden, Respekt und Freiheit sind.